Die Steimbker Altliga-Fußballer sind seit fast zwei Jahrzehnten hungrig auf Erfolge / Drittes Triple in Folge perfekt gemacht
Steimbke. Radprofi Eddy Merckx nannten sie in den Sechzigern den „Kannibalen“ wegen seines unstillbaren Siegeshungers. Auch bei den Altliga-Fußballern des SV BE Steimbke ist dieser Appetit auf Erfolge schier unstillbar, wenngleich sie die Titulierung „Kannibalen“ ablehnen und die Bezeichnung „Titel-Hamster“ präferieren. Erst am vergangenen Freitag machte das Team um Sven Lukowsky einen weiteren Titel perfekt: die Kreismeisterschaft durch ein 6:4 im Duell der Kreisliga-Staffelmeister gegen die SG Leese/Wasserstraße.
Damit vollendete der SV BE das dritte Triple aus Staffelsieg, Kreismeisterschaft und Kreispokalsieg in Folge. Dabei beginnt die Geschichte dieser Mannschaft im Grunde direkt nach der Jahrtausend-Wende. Die Urgesteine der heutigen Altliga-Riege, Jörg Junkersdorf, Kai Knigge und Andreas Dietz, blicken heute auf bis zu 28 Meisterschaften und Pokalsiege zurück.
„Diese Mannschaft ist über Jahrzehnte ohne großartige Fluktuation gewachsen“, sagt Heiko Günter, der lange in diesem Team spielte, es bis 2017 betreute, dann die Regie an Lukowsky und Junkersdorf weitergab, aber bis heute als motivierender Coach in den wichtigen Begegnungen an der Linie steht. Günter erklärt: „Diese Mannschaft ist immer noch hungrig auf Erfolg. Jeder einzelne hält sich dafür fit und wir trainieren seit Jahren ohne Pause. Alle haben darauf richtig Bock.“ Die Vergangenheit zeigt: Der SV BE war längst nicht allen Gegnern drückend überlegen, konnte sich aber stets auf seine Breite verlassen. „Sollten einmal fünf, sechs Leute ausfallen, haben wir keinen großen Qualitätsverlust. Darin liegt auch diese unglaubliche und Jahrzehnte andauernde Konstanz begründet.“ Vor zwei Jahren bei der Endrunde um den NFV-Cup erlebte das Team seinen Höhepunkt, als es Winsen als drittbestes Altliga-Team Niedersachsens wieder verließ und zudem mit dem Sieg in der Fair-Play-Wertung ausgezeichnet wurde. Günter: „Wir gehen jedes Spiel mit gehörigem Respekt für den Gegner an.“
Das siegreiche Altliga-Team des SV BE Steimbke. Foto: DH
Der Kern der Mannschaft mit Leuten wie Lukowsky, Junkersdorf, Kai Knigge, Andreas Dietz, Lutz Wölk und auch Heiko Günter, der die Schuhe nach einer Achillessehnenverletzung 2018 an den Nagel hängen musste, spielt im Grunde seit Ende der Achtzigerjahre zusammen, damals durchweg auf Bezirksebene. Seitdem hat sich das Gesicht der Truppe nur moderat verändert. „Spieler, die zu uns kommen“, sagt Sven Lukowsky, „fühlen sich von Beginn an pudelwohl“.
Das gelte für externe Zugänge wie Knipser Bernd Oetting (aus Schinna), Keeper Marco Bremermann (aus Haßbergen), oder Mittelfeldmann Manuel Linke (aus Husum) ebenso wie Männer aus dem eigenen Beritt wie Torsten Näther, Meik Cordes oder Michael Heine. Über die Jahre hat das Team seinen Zusammenhalt konservieren können. Lukowsky: „In diesem Team gibt es niemanden, den ich nicht liebend gerne auf ein Bier oder zum Grillen in meinen Garten einladen möchte.“
Es ist keine neue Erkenntnis: Wer immer gewinnt, wird nicht zwingend allseits beklatscht. Nicht wenige warten darauf, die Steimbker stolpern zu sehen, gerade am Freitag gegen Leese/Wasserstraße wäre es beinahe soweit gewesen. Doch auch daraus zieht das Team Kraft. „Manchen Spieler anderer Mannschaften mögen unsere Erfolge langweilig erscheinen“, tippt Heiko Günter. „Aber uns wird nichts geschenkt, wir haben uns die Erfolge immer wieder erarbeitet. Selbst nach so vielen erfolgreichen Jahren haben wir immer noch Gänsehaut vor einem Finale.“
Der Impuls für diesen nicht enden wollenden Hunger auf Titel dürfte in den Neunzigern zu suchen sein. Die Herren spielten eine gute Rolle im Bezirk, der SV BE gehörte über Jahre zu den drei besten Teams im Kreisgebiet. Doch die Substanz bröckelte beizeiten, die Erstvertretung stieg zunächst in die Bezirksklasse und 2000 sogar in die Kreisliga ab. Somit stehen in der Bilanz der Titelhamster vor dem Eintritt ins Altherrenalter: null Titel.
Aus "Die Harke" vom 26.06.2019