Der SV BE Steimbke, gegründet 1949, hat in seiner Historie in loser Folge immer wieder Mannschaften hervorgebracht, die nah dran waren am Aufstieg in die Landesliga (oder Bezirksoberliga, wie die sechste Liga auch schon mal hieß). Mannschaften mit Ausnahmefußballern wie Gerd und Jürgen Leseberg, „Reini“ Münzberg oder Keeper „Matze“ Franke in den Siebzigern. Oder die Truppe aus den Achtzigern mit Strategen wie Volker Datan und Andreas Klose. Am dichtesten dran war wohl die Riege von 1989 mit „Fidschi“ Rabe, Volker Hesse und Thomas Brettmann. Die hatte am vorletzten Spieltag, damals im Mai 1989, alle Trümpfe in der Hand, doch Ralf Müller, damals anerkanntes Kopfballungeheuer, drückte im Gipfeltreffen gegen Tabellenführer Poggenhagen den Ball aus sechs Metern mit der Stirn übers Tor, das Match endete 0:0 und der Traum platzte; das Spiel ist längst Legende im Waldstadion, noch heute muss sich Müller rechtfertigen für das Tor, das er nicht machte.
Nun aber, am 8. Mai 2016, im 67. Jahr des Vereinsbestehens und gefühlt im zehnten Anlauf, haben die Brigittaner Historisches geschafft. Die Nummer eins im Kreisgebiet waren sie bereits in der vergangenen Saison, da waren sie als Tabellenzweiter aber noch in der Aufstiegsrelegation gescheitert. Nun aber sind sie Meister, Aufsteiger und erstmals das Flaggschiff des Kreis-Nienburger Fußballs. Im Steimbker Geschichtsbuch haben sich damit Leute verewigt wie Mirko Theiss, Thomas Wulf, Sönke Bremermann oder Sebastian Schwarzenberg. In einigen Jahren wird man vielleicht von der „Generation Pachonik“ sprechen, angelehnt an die Zwillinge Sascha und Patrick, die dieser Saison so bemerkenswert ihren Stempel aufdrückten.
Der Weg zum vollendeten Traum führte über eine Saison, die eines Meisters würdig ist. Drei Spieltage vor Schluss ist Steimbke uneinholbar und weist eine Bilanz von 21 Siegen, drei Remis und nur drei Niederlagen auf; da können die aktuellen Tabellenführer aus den drei Nachbarstaffeln des Bezirks Hannover aus Lehrte, Kolding und Bad Pyrmont allesamt nicht mithalten.
Der letzte Schritt zum Aufstieg führte über ein glanzloses 3:0 (1:0) im Kreisderby der SG Hoya. Für die Dramaturgie wäre ein anderer Gegner spannender gewesen, denn die Nordkreisler waren gestern mit dem einzigen Ziel angereist, nicht überrollt zu werden. Ohne Stützen wie Daniel Nadolski, Mario Hollunder, Lars Mrowczynski, Andreas Hormann oder Christopher Koppermann waren die Männer von Spielertrainer Wojtek Pilarski quasi unbewaffnet, konnten Keeper Schwarzenberg nicht einmal ernsthaft prüfen. Auf der anderen Seite sorgte Knipser Sascha Pachonik mit seinem frühen Kopfballtor zum 1:0 (12.), dass aus Anspannung Entspannung wurde, dass Druck vom Steimbker Kessel genommen wurde und man sich auf die Spielkontrolle konzentrieren konnte. Der Ruhepuls von Trainer Ralf Przyklenk – seine Sportuhr hatte kurz vor der Partie 103 Schläge angezeigt – dürfte sich fortan bei gemäßigten 80 eingependelt haben.
War das 1:0 also die Vorentscheidung, so stand mit dem 2:0 (48.), wiederum durch Pachonik, der Meister fest. Das 3:0 des eingewechselten Jokers Dominik Chwalek (87.) pumpte neues Leben ins phasenweise ziemlich leise Waldstadion, in dem die gut 300 Zuschauer scheinbar nur noch auf den Abpfiff warteten, um dann Zeuge einer ausgelassenen Bier- und Sektspritzorgie zu werden.
SV BE Steimbke: Schwarzenberg – Marre, Wulf, Theiss, P. Pachonik – Wind (15. Brauer), Tavan, Neugebauer, Bremermann, Remmert (85. Pissor) – S. Pachonik (70. Chwalek).
Torfolge: 1:0, 2:0 (12., 48.) Sascha Pachonik; 3:0 (87.) Dominik Chwalek.
Auffälligste Spieler: Patrick Pachonik, Ümit Tavan.
aus: "Die Harke", Ausgabe vom 09.05.2015