Genau zwei Einheiten lang schaute sich Ralf Przyklenk, der Trainer des SV BE Steimbke, das Treiben an, da hatte er einen neuen Abwehrchef für den Fußball-Bezirksligisten gefunden. Dabei hatte er gar keinen gesucht, schließlich genoss (und genießt) der bisherige Defensivboss Thomas Wulf die uneingeschränkte Wertschätzung seiner Kollegen aufgrund unaufgeregter Organisation und starker Zweikampfwerte. Doch dieser Jan Dase, der brachte neben einer feinen Zweikampf-Antizipation noch eine weitere Gabe mit: sein lautes Organ.

„Jan macht klare Ansagen, er ist mein Ansprechpartner und er soll die Abwehr zusammenhalten“, sagt Przyklenk. Dase wuchs auf in der Jugend des SV GW Stöckse, spielte dort ab Herbst 2012 in der Kreisliga-Erstvertretung, wechselte zur Halbzeit der Serie 2013/14 zum Landesligisten TSV Mühlenfeld, folgte im Sommer 2015 dem Ruf des ambitionierten Bezirksligisten aus Steimbke. Und überzeugte dort auf Anhieb als Innenverteidiger in der Viererkette mit Engagement und Willen, mit Lautstärke und Präsenz.

Die neue Konstellation mit dem Ruhepol Wulf und dem Antreiber Dase gefällt Przyklenk außerordentlich. „Die Beiden harmonieren sehr gut, sind immer beim Training, sind beide extrem ehrgeizig.“ Die Zahlen bestätigen die funktionierende Zusammenarbeit: Mit 18 Gegentoren in 21 Spielen stellt der SV BE die beste Abwehr der Liga.

„Die Leaderrolle macht mir Spaß“, sagt Dase selbstbewusst. Ein gleichstarker Partner an der Seite kommt seinem Spiel freilich zugute. „Wir haben schnell zusammen funktioniert. Auf dem Platz müssen wir eigentlich nur kurz ‚Thommy!‘ oder „Dase!‘ rufen, dann weiß der andere sofort, was er tun muss.“

Schneidig kommt Jan Dase daher. Gute 1,85 Meter groß, ein Kreuz wie ein Bulle, kein Gramm fett. Die akkurate Frisur sitzt wie in Beton gegossen. Genauso klar definierte Linien kennzeichnen sein Auftreten auf dem Platz: (fast) keine Schnörkel, gutes Stellungsspiel, sicheres Passspiel, immer anspielbar. Und wenn er in den Zweikampf geht, dann gewinnt er ihn oder unterbindet zumindest den gegnerischen Angriff. Die Routine, die Dase bei seinem Tun ausstrahlt, überlagert dabei die Lebensjahre: Der Stöckser ist im März gerade 22 Jahre jung geworden, „sein Weg ist noch lange nicht zu Ende“, prophezeit sein Trainer.

Umso mehr wird Przyklenk seinen jungen Abwehrchef in den nächsten Monaten vermissen: Dase wird im Derby am Sonntag gegen Landesbergen zum vorerst letzten Mal für den SV BE auflaufen. In der kommenden Woche beginnt ein fünfmonatiger Auslandseinsatz mit der Bundeswehr, erst Mitte September kehrt er zurück. „Jan gehört bei uns zu den wichtigsten Spielern“, sagt Przyklenk. „Aber wir haben verschiedene Möglichkeiten, um die Lücke zu schließen.“ Erster Kandidat für die Nachfolge ist der Vorgänger: Mirko Theiss könnte von der Sechs in die Viererkette zurückkehren. Auch Allrounder Patrick Pachonik, zuletzt stark als rechter Mann der Kette, kommt infrage, zumal Przyklenk auch auf den Flügeln viele Möglichkeiten hat. Spätestens dann, wenn Torben Brauer und Dennis Pissor ihre Verletzungen überwunden haben.

aus: "Die Harke", Ausgabe vom 09.04.2016