Martin Finze wollte schon gar nicht mehr hinsehen und Ralf Przyklenk hüpfte in der Nachspielzeit wie das HB-Männchen an der Seitenlinie auf und ab – die beiden Trainer des SV BE Steimbke sind nach dem Bezirksliga-Spitzenspiel ihrer Mannschaft wohl um einige Nerven ärmer, dafür um drei Punkte reicher. Mit 3:2 (1:0) setzten sich die Steimbker glücklich, aber verdient gegen den Tabellendritten SV Heiligenfelde durch und behaupteten mit Nachdruck die Tabellenspitze.
„Jeder Zuschauer hat heute gesehen, wie gut Bezirksliga-Fußball sein kann“, zeigte sich Martin Finze begeistert von den zurückliegenden 90 Minuten. Beide Teams hatten alles in die Waagschale geworfen. Heraus kam ein Spitzenspiel mit Tempo, Aggressivität, Einsatz und der passenden Dramaturgie.
Die Heimmanschaft wollte von Beginn an zeigen, wer Herr im Hause ist. „Irgendwie ist uns das nicht so gut gelungen und beide Mannschaften haben sich anfangs neutralisiert“, meinte Finze, der sich von Beginn an ein druckvolleres Spiel seines Teams gewünscht hatte. Das 1:0 durch Sascha Pachonik (12.) diente wohl als Wachmacher und Steimbke bekam mehr Zugriff auf die Partie. Als wollten die Gäste ein Signal setzen, ließ Heiligenfeldes Trainer Walter Brinkmann noch vor der Pause die gesamte Reservebank warmlaufen.
„Das war wie im Hinspiel. Nur dass wir nicht noch das 3:3 am Ende erzielt haben“, fühlte sich Brinkmann an das erste Kräftemessen dieser Saison mit Steimbke erinnert. „Steimbke musste heute alles geben, damit sie uns schlagen“, machte Brinkmann trotz der knappen Niederlage einen durchaus zufriedenen Eindruck.
„Ich sehe das völlig entspannt. Steimbke hat heute verdient gewonnen. Es ist gut, wenn sie den Aufstieg schaffen.“ Wie sehr sich der Ligaprimus strecken musste, verdeutlichen die Anfangsminuten nach der Pause. Mit einem tollen Heber erzielte Janek Piontek den Ausgleich, nur zehn Minuten später brachte Lars Diedrichs die Gäste in Führung. Sehenswert war der 2:2-Ausgleich wenige Minuten später: Eine verunglückte Flanke wurde länger und länger und landete im Kasten von Heiligenfelde. „Da ist mir der Ball abgerutscht“, konnte sich Schütze Christopher Marre ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit den Einwechslungen bewiesen Finze und Przyklenk dann ein goldenes Händchen. Jan-Niklas Remmert tankte sich auf der rechten Seite durch und legte mustergültig für den ebenfalls zuvor eingewechselten Dominik Chwalek auf (86.).
Chancen en masse, hüben wie drüben. „Ihr müsst da rauskommen“, brüllte Przyklenk kurz vor Schluss aufs Spielfeld und forderte seine Spieler auf, sich wieder zu befreien. Zwei Hundertprozentige ließen die Gäste tatsächlich noch liegen. Ein Unentschieden wäre keineswegs ungerecht gewesen.
„Das war heute auch ein Geduldsspiel. Walter Brinkmann hat seine Leute vor dem Spiel gut eingestellt“, zollte Finze seinem Trainerkollegen fair seinen Respekt. Finze: „Wichtig war für uns, dass wir die Sturm- und Drangphase von Heiligenfelde überstanden haben. Unsere Mannschaft hat alles rausgehauen, das Tempo hochgehalten und super gefightet.“ Von einer Vorentscheidung um den Aufstieg in die Landesliga kann noch keine Rede sein. Mit zwei weiteren Siegen an Ostern gegen Uchte und Diepholz würde die Meisterschaft allerdings deutlichere Konturen annehmen.
SV BE Steimbke: Schwarzenberg – Marre, Dase, Tavan (60. Poltier), Bremermann, P. Pachonik, S. Pachonik (82. Remmert), Wulf, Kramer-Hoffmann (75. Chwalek), Wind, Theiss.
Torfolge: 1:0 (12.) Sascha Pachonik; 1:1 (53.) Janek Piontek; 1:2 (64.) Lars Diedrichs, 2:2 (65.) Christopher Marre; 3:2 (86.) Dominik Chwalek.
Gelb-Rot: Heiligenfeldes Marvin Godesberg (wiederholtes Foulspiel, 88.).
Auffälligste Steimbker: Patrick Pachonik, Christopher Marre.
Zuschauer: 200
aus: "Die Harke", Ausgabe vom 21.03.2016