Es lief bereits die zweite Minute der Nachspielzeit. Schiedsrichter Johannes Häufler (Hannover) entschied noch einmal auf Eckstoß zugunsten des SV Heiligenfelde. Keeper Jörn Wachtendorf sprintete in den Strafraum des SV BE Steimbke. Und tatsächlich: Der Schlussmann kam noch per Kopf an den Ball, und durch ganz viele Beine landete dieser bei Björn Isensee – 3:3, der Ausgleich. Der Torschütze fand sich auf einmal unter seinen Teamkollegen, inklusive Ersatzspielern, wieder. Der Freudenschrei war enorm, gelang den Heiligenfeldern am Sonntag doch etwas, wozu kein anderes Team bisher fähig gewesen war: Sie rangen den bis dahin verlustpunktfreien Spitzenreiter der Fußball-Bezirksliga nach einem 0:1-Halbzeitrückstand noch ein Remis ab.
„Wenn man so spät noch den Ausgleich erzielt, ist das natürlich sehr positiv“, berichtete der SVH-Trainer Walter Brinkmann. „Aber auch etwas glücklich.“ Tatsächlich ließen die Heiligenfelder fast über die gesamten 90 Minuten die favorisierten Steimbker das Spiel machen. „Das war so gewollt. Hätten wir versucht, die Partie offen zu gestalten, hätten wir Probleme bekommen“, betonte Brinkmann. Die Strategie ging auf, denn vor allem in der ersten halben Stunde wirkte der Tabellenführer völlig ideenlos, Heiligenfelde konzentrierte sich indes auf Konter.
Die Gastgeber standen kompakt, vor allem die Innenverteidigung mit Till Meiners und Isensee stand überaus sicher. „Dass wir Björn nach hinten gestellt haben, war die richtige Entscheidung“, lobte Brinkmann seinen Spieler für dessen Defensivarbeit. Allgemein agierten die Heiligenfelder sehr aufmerksam, während sich die Steimbker Offensivabteilung nicht entscheidend durchsetzte. Lediglich Thorben Neugebauer tauchte gefährlich vor dem gegnerischen Kasten auf, köpfte aber knapp über die Latte (28.).
Das 0:1 fiel dann aus dem Nichts: Christopher Marre steckte nach einem sehenswerten Sololauf auf Patrick Pachonik durch, der keine Mühe hatte, Wachtendorf zu überwinden (32.). Sechs Minuten vor dem Halbzeitpfiff hatte Steimbke durch Sascha Pachonik noch die Riesenchance, auf 2:0 zu erhöhen, doch Heiligenfeldes Torwart reagierte aus einen Meter Entfernung überragend und hielt sein Team in der Partie.
„Jeder gibt noch einmal zehn Prozent mehr“, motivierte der SVH-Kapitän Tobias Dickmann lautstark seine Teamkollegen vor dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit – seine Ansprache verfehlte die Wirkung nicht. Heiligenfelde agierte nun viel mutiger, Steimbke gelangen indes kaum Entlastungsangriffe. Tobias Marquardt scheiterte an Schlussmann Sebastian Schwarzenberg (48.), Janek Piontek traf nur den Pfosten (54.). Doch in der 55. Minute belohnten sich die Hausherren: Einen Freistoß verwandelte Mirko Labbus per Kopf zum verdienten 1:1.
„Nach dem Rückstand haben wir uns nicht aufgegeben, das ist richtig positiv“, bemerkte Brinkmann. Tatsächlich ruhte sich seine Mannschaft nicht auf das Unentschieden aus, und Dickmann markierte sogar das 2:1 (62.). Die Freude über den Führungstreffer hielt nicht lange, um genau zu sein nur eine Minute. Dann schloss nämlich Oliver Poltier einen sehenswerten Angriff zum 2:2 ab (63.). „Wenn Steimbke über seine rechte Offensivseite kam, hatten wir große Probleme. Aber egal, wen ich da aufgestellt hätte: jeder wäre überfordert gewesen“, sagte Brinkmann.
Heiligenfelde konzentrierte sich wieder auf die Defensive, unter anderem klärte Meiners noch auf der eigenen Torlinie (74.). „Da hatten wir schon Glück“, gab Brinkmann zu. Doch die erneute Steimbker Führung durch Sascha Pachonik konnte kein Heiligenfelder verhindern – 2:3 (81.). Die Gastgeber warfen nun alles nach vorne. Schwarzenberg klärte in höchster Not per Kopf gegen den heranlaufenden Piontek (85.), Dickmanns Freistoß fand nicht den Weg ins Tor (87.). Doch als Isensee und sein Schlussmann Wachtendorf gemeinsam für einen Eckstoß in der 92. Minute nach vorne sprinteten, fiel doch noch der Ausgleich zum 3:3-Endstand.
aus: "Sport Buzzer Weser Kurier", 20.09.2015