Ein langer Ball der Steimbker leitete die Szene ein, die mit dem bisherigen Fußballspiel nichts mehr zu tun haben sollte. Es folgte ein intensiver Zweikampf, beide Akteure gerieten aneinander, weitere Spieler eilten herbei und eine hitzige Rudelbildung entbrannte. Was allerdings dann geschah, wurde von den Akteuren beider Mannschaften unterschiedlich wahrgenommen.
Am Ende lag jedenfalls ein 14-jähriger Steyerberger mit blutender Nase am Boden, wurde später von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, wo Ärzte einen Nasenbeinbruch feststellten – am Mittwoch muss der Jugendliche operiert werden.
Bei der Rangelei lief der gegnerische Spieler auf unseren zu und schlug ihn ins Gesicht, sodass er direkt zu Boden ging.
Steyerbergs Coach Benny Julitz
Laut übereinstimmenden Aussagen mehrerer Beteiligter sei zuvor ein Steimbker Spieler hinzugeeilt und habe den Steyerberger geschlagen. „Der Steimbker hatte mit der Situation nichts zu tun, stürmte heran und traf den Steyerberger im Gesicht“, schildert Schiedsrichter Dorian Spange das Geschehen. Ob er ihn mit der Faust oder der offenen Hand erwischt habe, konnte er nicht genau erkennen. Er verwies ihn mit Rot des Platzes, die Begegnung wurde anschließend fortgeführt.
Unterschiedliche Ansichten
Steyerbergs Coach Benny Julitz erinnert sich: „Bei der Rangelei lief der gegnerische Spieler auf unseren zu und schlug ihn ins Gesicht, sodass er direkt zu Boden ging.“ Steimbkes Jugendmanager Olaf Stenzel war ebenfalls vor Ort, sah es aber wesentlich anders: „Es war definitiv kein Faustschlag. Unser Spieler wurde am Hals gepackt, wollte sich losreißen und erwischte dabei den Steyerberger – er wollte ihn nicht mutwillig verletzen. Natürlich muss er dieser Szene einfach fernbleiben und darf sich gar nicht erst einmischen. Wegbleiben und den Frust herunterschlucken wäre besser gewesen.“
Es gab das ganze Spiel über unschöne und teilweise auch rassistische Beleidigungen gegen unsere Spieler von außen.
Steimbke-Trainer Jens Feuerbach
Steimbke-Trainer Jens Feuerbach sagte, er selbst habe den Schlag nicht genau sehen können, ergänzte jedoch: „Es gab das ganze Spiel über unschöne und teilweise auch rassistische Beleidigungen gegen unsere Spieler von außen. Leider lief das Fass dann bei einigen Jungs in dieser Situation über – das darf dennoch keine Entschuldigung dafür sein, dass jemand zuhaut.“
Man werde sich in den kommenden Tagen intern beraten und über eine Disziplinarstrafe für den Schuldigen nachdenken, sagten Feuerbach und Stenzel unisono. Sie wünschen dem verletzten Spieler zudem gute Besserung und entschuldigten sich im Namen des gesamten Vereins.
Fliegende Fahne
Steyerbergs Coach Julitz erklärte hingegen, immer wieder unangebrachte Kommentare von der Seitenlinie der Gastgeber wahrgenommen zu haben: „Vonseiten der Steimbker wurde immer wieder gestichelt, nach dem fünften Gegentor ist deren Trainer nahezu ausgerastet und hat die Mittelfeldfahne weggeworfen.“ Der Auslöser: Die Steimbker hatten beim Steyerberger Treffer zum 1:5-Endstand in der 64. Minute durch Emil Struckmann zuvor eine deutliche Abseitsstellung ausgemacht – den Frust von Feuerbach bekam die Fahne zu spüren.
Torreiche Begegnung
Dabei hatte das Bezirksliga-Derby positiv für die Hausherren begonnen: In der Anfangsphase brachte Abdirahman Fitah Omar die heimische JSG in Führung, ehe ein umstrittener Elfmeter für die Steyerberger, der den Ausgleich einleitete, erstmals für Aufruhr sorgte.
Noch vor der Pause stellten dann Angelos Mitsis und Bjarne Koop auf 3:1 für Steyerberg. Finn-Luca Rickermann und Emil Struckmann belohnten die gute Leistung ihres Teams im zweiten Durchgang mit den Gästetreffern vier und fünf. Ein völlig verdienter Sieg, da waren sich nach Abpfiff beide Übungsleiter einig.
Es war bis kurz vor Schluss ein normales Fußballspiel.
Referee Dorian Spange
„Es war bis kurz vor Schluss ein normales Fußballspiel“, fasst Referee Spange zusammen. Vier Gelbe Karten musste er zeigen, aber „alle eher für Kleinigkeiten“, schildert er. Dann folgte die hässliche Szene in der 72. Minute – kurz nach dem Abpfiff rückte die alarmierte Polizei mit zwei Streifenwagen an.
Die Beamten leiteten ein Ermittlungsverfahren gegen den 15-jährigen Steimbker wegen Körperverletzung ein, wie Nienburgs Polizeipressesprecherin Andrea Kempin mitgeteilt hat. Die beteiligten Spieler entschuldigten sich zudem beieinander, teilten die Übungsleiter mit.
Sperre für Steimbker Spieler
Nun wird Spange einen Sonderbericht verfassen müssen, für den Steimbker Übeltäter droht neben den laufenden Ermittlungen der Polizei eine lange Sperre. „Unter sechs Monaten würde mich sehr wundern“, meinte Spange abschließend.
Aus "Die Harke" vom 12.10.2021