Fußball-Landesliga: Die talentierten Zwillinge Paul und Simon Wilke verlassen Marklohe und wechseln vollständig zum SV BE Steimbke
Markohe/Steimbke. Wenn die Beiden auf dem Fußballplatz umherwirbeln, besteht akute Verwechslungsgefahr. Um sie zu unterscheiden, achtet man am besten auf die Rückennummer, denn die Zwillinge Paul und Simon Wilke sind sich nicht nur optisch sehr ähnlich, sondern auch ihre Spielanlagen ähnelen einander sehr.
Nach einigen Stationen in der Jugendabteilung des SC Marklohe wechselten die Wilkes bereits im vergangenen Sommer mit einem Zweitspielrecht zur A-Jugend des SV BE Steimbke und sammelten dort Landesliga-Erfahrung. Nun vollziehen sie ihren Wechsel vollständig: dürfen somit in der Rückrunde auch für die Erstvertretung der Brigittaner auf Torejagd gehen.
Kleinigkeiten machen den Unterschied aus. Beide trennte bei der Geburt einst nur eine Minute. Während Paul seinen rechten Fuß als den stärkeren bezeichnet, ist es bei Simon genau andersherum. Obwohl Paul als Stürmer der Offensivere ist, müssen sich die gegnerischen Torhüter bei Schüssen von Flügelflitzer Simon ebenfalls warm anziehen.
In seinen zehn Spielen in der Steimbker A-Jugend erzielte er fünf Treffer, bei seinen drei Einsätzen für das Markloher Kreisliga-Team traf er zweimal. Paul steuerte beim SCM in zwei Einsätzen drei Tore bei, ihm gelang ein Hattrick gegen den SV Husum (4:1). Für die Steimbker netzte er in nur neun Partien schon elfmal ein. Mit ihren Leistungen trugen sie maßgeblich zur gelungenen Hinrunde der SV BE-Jugend bei – als Aufsteiger überwintert das Team von Trainer Heiner Schwarck auf dem beachtenswerten zweiten Platz.
In den Landkreis Nienburg verschlug es Familie Wilke erst vor wenigen Jahren. Vater Wolfgang Wilke wurde neuer Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Nienburg und somit zogen auch die Zwillinge im Alter von 15 Jahren Anfang 2016 von Hessen an die Weser. Vom SV 07 Eschwege transferierten Paul und Simon also zum SC Marklohe.
Für eben jenen SCM ist der Weggang der zwei Torgaranten zweifelsohne ein herber Verlust.
Marklohes Trainer Markus Baudewig merkte bereits Anfang Dezember an, dass ein Abgang von A-Jugendlichen die Zukunftsplanung des Vereins torpedieren würde – er könnte damit nicht Unrecht haben und deutete wohl bereits auf den anstehenden Wechsel der Wilkes hin. Die Zwillinge erklären: „Wir haben im Sommer zunächst einen Kompromiss gefunden. Natürlich war darüber in Marklohe keiner so richtig glücklich und wir haben ja auch nur ein paar Einsätze in der Erstvertretung gehabt, wirklich gelohnt hat sich das nicht. Sie haben uns aber keine Steine in den Weg gelegt, unsere Pässe sind jetzt bereits in Steimbke. Wir wünschen den Markloher viel Erfolg in der Zukunft.“
Für die einen ein Verlust – für die anderen ein Gewinn. In Steimbke dürften sich alle Verantwortlichen über die zukunftsorientierte Verstärkung freuen. Die Beiden sind heiß auf die anstehenden Herausforderungen. Simon erzählt: „Wir werden weiterhin in der A-Jugend spielen, aber auch bei der Ersten mittrainieren und auch zu den Spielen kommen. Regelmäßige Einsätze sind aber nicht fest eingeplant. Wir haben mit Volker Datan (Trainer der Erstvertretung, die Red.) gesprochen und er schilderte uns, dass er die Saison auf jedenfall noch nutzen will, um Jugendlichen Einsatzzeiten zu geben.“ Nach drei Jahren in der Landesliga droht den Steimbkern im Sommer der Abstieg – die Datan-Elf ist aktuell Tabellenletzter und hat mit 14 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer kaum noch Chancen auf den Ligaverbleib.
Nach Hannes Müller, der bereits in der Hinrunde aus der A-Jugend in die Erste aufstieg und sich dort auf Anhieb auf der Sechser-Position behauptete, könnten nun zwei weitere hungrige Nachwuchstalente frischen Wind in die Steimbker Mannschaft bringen.
Wie langfristig diese Verstärkung Bestand hat, ist allerdings noch völlig offen. Wie bei vielen Jugendlichen sehen die nahen Zukunftspläne Lokalitäten fern des Nienburger Kreises vor. Simon besucht seit Oktober die Polizeiakademie Nienburg und wird daher noch ein paar Jahre in Reichweite zum Steimbker Waldstadion bleiben. Simon jobbt zwar aktuell noch im Supermarkt an der Kasse, doch im Herbst 2019 will auch er mit einem Studium beginnen. „Von München bis Kiel habe ich viele Universitäten angeschrieben, sodass ich noch gar nicht weiß, wo es mich hinverschlägt.“ Er will sich den Sportwissenschaften widmen.
Ihre sportliche Karriere gehen die Zwillinge gelassener an. Träume von der Ober- oder gar der Regionalliga haben sie nicht: „Wir wollen uns stetig steigern und uns erstmal dem neuen Leistungsniveau anpassen. Da bleiben wir realistisch.“
Aus "Die Harke" vom 29.12.2018