Irgendwann öffnete der Kollege Nußbaum das Ventil: „Wenn Ihr mit dem Philosophieren über Steimbke fertig seid, wäre es ganz nett, wenn Ihr langsam wieder mit in die Tagesproduktion einsteigt!“, raunzte er am vergangenen Donnerstag, weil sich die Herren Keßler und Schwiersch in der Diskussion um die Trainerfrage beim SV BE Steimbke ein wenig verloren.
Wie berichtet, übernimmt Volker Datan im Sommer den Fußball-Landesligisten, und Philipp Keßler stellte die nicht unberechtigte Frage, ob dem Steimbker Spartenvorstand denn nichts Pfiffigeres einfallen wollte als gefühlt Jupp Heynckes aus dem Ruhestand zurückzuholen. Ohne Frage: Mit dem 65-jährigen Volker Datan wählt der SV BE, gleichsam wie vor einem halben Jahr die Bayern, die sichere Variante.
Der Klub holt einen Trainer zurück, der den Verein kennt, der auf den Einbau der jungen Leute setzen soll und dessen fachliche Qualitäten unbestritten und dutzendfach bewiesen sind. Aber eins ist die Datan-Lö sung sicher nicht: sexy.
Wo ist der Julian Nagelsmann, wo der Florian Kohfeldt des hiesigen Fußballs? Wo sind die jungen Trainer, die sich beweisen wollen? Nun, sie sind zu finden. Aber sie waren für Steimbke nicht zu bekommen, auch bedingt durch den späten Zeitpunkt der Klarheit um Noch-Trainer Ralf Przyklenk.
Es gilt als verbrieft, dass der junge Björn Bremermann (21) als Teil eines Trainer-Konstrukts eine konkrete Rolle in den Planungen von Teammanager Jörg Junkersdorf gespielt hatte. Doch der gab – nachvollziehbar – kurz vor Ostern Werder Bremens U13 den Vorzug. Ansonsten kann man den Kreis Nienburg relativ einfach abscannen nach jungen Trainern, die das gewünschte Steimbker Profil erfüllen. Man landet automatisch bei Leuten wie B-Lizenz-Inhaber Lars Büsing (hatte bereits in Marklohe zugesagt) oder auch bei Kalibern wie Husums Sven Hoffmann, der sich aber im Sommer vorerst zurückziehen möchte aus der Szene. Oder Eystrups Markus Beck. Oder Drakenburgs Tim Rehm. Die Liste ließe sich fortsetzen, erst recht im Umland des Kreises. Daraus die Frage abzuleiten, ob Volker Datan vielleicht nur die 1B-Lösung ist, wäre müßig, weil der Verein das sofort dementieren würde und Datan selbst derlei Interpretation sinnierender Jour nalisten nicht stärker tangiert als die Wahl seines sonntäglichen Brotaufstrichs.
Der Kollege Keßler lässt sich jedenfalls nicht so einfach abspeisen: „Steimbke verkörpert mit Stolz die Rolle der Nummer eins und müsste doch eine ganz andere Anziehungskraft haben.“ Auch wenn es nicht immer so einfach ist: Ganz unrecht hat er nicht.
Ein Kommentar von Stefan Schwiersch
aus "Die Harke" vom 30.04.2018