Aktuelles 1. Herren

Drei Ziele für die Rückrunde

Steimbkes Trainer Volker Datan im Interview: Fokus auf Wiedergutmachung, Umbruch – und die Mini-Chance im Kellerkampf

Steimbke. Wer nach 18 Spielen mit sieben Punkten daherkommt, für den verbietet sich grundsätzlich jedweder Gedanke an den Klassenerhalt. Der SV BE Steimbke hat im dritten Jahr seiner Landesliga-Zugehörigkeit die bisher schlechteste Serie seiner Vereinsgeschichte gespielt, selbst in den Jahren 1996 (Abstieg aus der Bezirksliga) und 2000 (Abstieg aus der damals noch existenten Bezirksklasse) waren die Zwischenstände besser.

Die Situation ist weitgehend aussichtslos. Dennoch verfolgt Trainer Volker Datan mit seinenSpielern noch konkrete Ziele.

Die Situation ist weitgehend aussichtslos. Dennoch verfolgt Trainer Volker Datan mit seinen Spielern noch konkrete Ziele.Foto: Schwiersch

Und doch treibt das Noch-Flaggschiff für die verbleibenden zwölf Spiele eine konkrete Motivation an: Die Steimbker wollen zeigen, dass man kein Fallobst ist. Beginnen wollen sie damit am morgigen Sonntag beim TSV Krähenwinkel-Kaltenweide, Anpfiff ist um 15 Uhr. Trainer Volker Datan erklärt im HARKE-Interview, wie sein Team die Saison noch halbwegs retten will.

Volker, unter welchem Motto steht die zweite Saisonhälfte: sich anständig zu verabschieden oder doch noch konkret die theoretische Chance auf den Klassenerhalt zu nutzen?

Beide Punkte treffen zu. Wir wollen Wiedergutmachung betreiben und unsere hauchdünne Chance nicht aus der Hand geben. Zumal es ja eine theoretische Chance auf einen Relegationsplatz gibt (siehe Extra-Text, die Red.). Für diese beiden Ziele müssen wir bereits in Krähenwinkel hellwach sein.

Denn die stehen ja aktuell auf diesem theoretischen Relegationsplatz.

Ja, mit zehn Punkten mehr.

Wie nehmen Sie die Stimmung im Training wahr? Ist dort eine schwere Decke angesichts des letzten Tabellenplatzes spürbar?

Nein, die Mannschaft kann sich davon freimachen. Die Mannschaft will Fußball spielen und zeigen, dass sie Landesliga-Niveau hat. Das ist der Anspruch aller Spieler.

Welche Note geben Sie der Vorbereitung?

Wir haben seit Ende Januar rund 25 Einheiten plus drei Spiele absolviert. Viel mehr kann man nicht machen. Die Resonanz war positiv. Wir hatten eine gute Beteiligung, und wir sind gerüstet, was unsere Verletzten betrifft.

Wie können Sie die Lücken schließen?

Unser A-Jugendtrainer Heiner Schwarck zeigt sich sehr kooperativ, es werden fünf A-Jugendliche mitfahren: Paul und Simon Wilke, Finn Schwarck und Lennart Wesch sowie Yannick Hanuschke als zweiter Torwart. Hannes Müller wäre der sechste.

2019 gilt ohnehin als Jahr des Umbruchs in Steimbke, aber er scheint schon früher einzusetzen, als ursprünglich erwartet wurde.

Das ist so. Denn als drittes Ziel wollen wir diese Phase nutzen und den Jugendlichen Einsatzzeiten geben – auch deshalb, weil sie stark genug sind, um uns voranzubringen.

Die Wilkes gelten als Rohdiamanten. Bestätigen sie diesen Eindruck im Training?

Sie bestätigen Talent und Einsatzwillen. Sie haben in den Testspielen Tore gemacht. Sie sind auf einem Niveau, um bei uns von Beginn an spielen zu können. Da ist Heiner Schwarck zu danken, der diesen Jahrgang schon lange vorantreibt und uns uneigennützig hilft.

Die Wechselbörse ist längst eröffnet. Keeper Dennis Meyer ist breits zurück nach Liebenau, Mirko Theiss geht im Sommer nach Estorf, Sönke Bremermann und Dennis Pissor werden vom TuS Sulingen umworben. Macht sich diese Atmosphäre im Trainingsbetreib bemerkbar?

Bremermann und Pissor sind Charaktere, die immer 100 Prozent geben. Sie haben uns informiert über ihre Pläne, aber es ist noch nichts definitiv. Wir kämpfen um sie. Aber sie werden nicht nachlassen, gehen immer voran.

Auf wie viel Prozent schätzen Sie die Chance auf den Klassenerhalt denn nun ein?

Ich sehe die Chance, in Krähenwinkel zu gewinnen, bei 50:50. Das ist erstmal alles.

Zur personellen Lage
Oliver Poltier, Sorgenkind der Hinrunde, zwickt aktuell das Sprunggelenk, er könnte nächste Woche wieder zur Verfügung stehen. Jan-Kramer-Hoffmann hat nach Zwangspause (Rücken) noch Trainingsgrückstand, wird aber mit nach Krähenwinkel reisen. Youngster Hannes Müller, Shootingstar der Hinrunde, plagen Leistenbeschwerden, er ist nicht 100 Prozent belastbar. Ole Wesemann stößt berufsbedingt erst im April zur Mannschaft und Jan Rieckhhof fällt krankheitsbedingt aus.
Mögliche Relegation als Grashalm

Die Situation scheint völlig aussichtslos, denn 14 Punkte beträgt der Rückstand der Steimbker zum rettenden Ufer. 14 Punkte aufzuholen, während man in 18 Spielen lediglich derer sieben geholt hat, klingt nahezu utopisch. Und doch könnte sich die Situation für den SV BE schon an diesem Wochenende nicht unbedeutend ändern.

Denn: „Nur“ zehn Punkte beträgt der Abstand zum morgigen Gegner TSV Krähenwinkel auf Platz 13. Ein Sieg, und es wären nur noch sieben. Sieben Punkte zu Platz 13, der womöglich am Ende der Serie zur Teilnahme an einer Relegationsrunde berechtigt.

Die Situation: Steigt am Saisonende kein Oberligist in die Landesliga Hannover ab, dann wäre dort die 16erSollzahl unterschritten. Kandidaten in der Oberliga wären aktuell der 1. FC Wunstorf (rangiert knapp oberhalb der vier Abstiegsplätze) und der VfV Hildesheim (aktuell Neunter). Um zur Saison 2019/20 in der Landesliga wieder auf 16 Teams zu kommen, würden fünf Mannschaften in einer Relegationsrunde um diesen freien Platz kämpfen: die Vizemeister der vier Bezirksliga-Staffeln und der 13. der Landesliga. Der Modus: Jeweils zwei Bezirksligisten spielen zunächst gegeneinander, dann treffen die Sieger der „Halbfinals“ aufeinander. Der Gewinner dieses „Endspiels“ kämpft dann abschließend mit dem Landesligisten um den letzten freien Platz in der sechsthöchsten Liga.

Der SV BE kennt den Modus, erreichte 2015 diese Relegation unter dem damaligen Coach Ralf Przyklenk als Bezirksliga-Vizemeister, schied aber im ersten Spiel gegen den Mühlenberger SV (1:1, 2:5 n.E.) aus.

Ohne Schneider und Meyer

Der Umbruch in Steimbke hat bereits begonnen, vergleicht man den aktuellen Kader mit dem des Saisonstarts im August 2018. Keeper Dennis Meyer ist im Winter nach Liebenau zurückgekehrt, der talentierte Tim Cordes ging nach Hülsen.

Nicht mehr zum Kader gehören zudem der im Sommer aus Loccum gekommene Goalgetter Hendrik Meyer (unten) und Innenverteidiger Arnold Schneider (oben); beide sind auch kein Thema für die Zweite in der Kreisliga. „Arnold hat beruflich und familiär viel um die Ohren und legt eine längere Pause ein“, erklärt Steimbkes Spielobmann Jörg Junkersdorf. „Und Hendrik nimmt demnächst sein Studium auf und hat sich daher abgemeldet.“ Beide Pässe bleiben aber (vorerst) in Steimbke, Comebacks sind nicht ausgeschlossen.

 

Aus "Die Harke" vom 09.03.2019