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(Weitestgehend) angekommen

Landesliga-Aufsteiger SV BE Steimbke grüßt nach einem Viertel der Saison von Platz drei, aber wie stark ist die Mannschaft wirklich?

Ein gutes Viertel der Saison ist rum und der SV BE Steimbke grüßt von Platz drei der Fußball-Landesliga. Gewiss, eine Momentaufnahme, zumal sich hinter Spitzenreiter Ramlingen ein sechsköpfiges Verfolgerfeld auf engstem Raum belauert. Aber nochmal: Platz drei nach sieben von 30 Spielen. Insofern mehr als eine Momentaufnahme, sondern durchaus erkennbarer Trend. Um die bisherige Saisonleistung des Aufsteigers zu verdeutlichen, hilft das Archiv: Letztmals stand eine hiesige Mannschaft im April 2005 auf Platz drei der Landesliga – der ASC Nienburg, damals mit Könnern wie Thorolf Meyer, Giovanni Broccoli oder Sebastian Vaas. Nun stellt sich die Frage: Steimbke – bisher unterschätzter Aufsteiger oder doch ein Team mit Spitzenteam-Potenzial? Eine erste Saisonanalyse.

TOR
Die Verpflichtung des 33-jährigen Christoph Degner-Thies erwies sich im Nachhinein als Glücksgriff. Die vermeintliche Nummer zwei vertrat den zuletzt mehrmals am Ellbogen verletzten Stammkeeper Sebastian Schwarzenberg ohne jeglichen Fehlgriff, auch am Sontag beim 1:0 gefiel der Ex-Mühlenfelder mit Konzentration, Timing und beruhigender Ausstrahlung. Przyklenk: „Flitsche ist so ruhig, manchmal merkt man gar nicht, dass er da ist. Aber für mich ist wichtig, dass ich im Tor 1:1 wechseln kann.“

ABWEHR
Auf den Außenpositionen haben Patrick Pachonik (rechts) und Christopher Marre im Moment ihr Revier markiert, dafür steht Przyklenk im Zentrum quasi vor einem Luxusproblem: Arnold Schneider, Mirko Theiss, Jan Dase (gerade erst vom mehrmonatigen Auslandseinsatz zurück) und Thomas Wulf buhlen um zwei Plätze. „Hier habe ich wirklich tolle Möglichkeiten“, sagt Przyklenk. Aktuell haben Theiss/Schneider knapp die Nase vorn, vor allem Neuzugang Schneider (kam aus Stöckse) hat sich schnell zurechtgefunden, überzeugt mit Antizipation und Lufthoheit. Theiss wirft neben seiner Bissigkeit mittlerweile auch verbale Stärke und Strategie in den Ring. „Doch es wird die Zeit kommen, in der auch mal wieder die beiden anderen spielen.“ Jegliche Rotation hat auf die Qualität keinen Einfluss.

MITTELFELD
Auch hier ergeben sich nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten. „Gesetzt ist zurzeit sicher Sönke Bremermann über seine Laufarbeit und seine Zweikampfwerte.“ Als zweiter Sechser neben Bremermann genoss zuletzt „Wadenbeißer“ Ümit Tavan das Vertrauen, links findet sich Dennis Pissor nach überstander Kreuzbandverletzung immer besser zurecht, rechts hatte sich Neuzugang Kai Rieckhof gut etabliert, zog sich aber Sonntag eine Muskelverletzung zu. Kein Problem: Rechts kommen auch Patrick Pachonik oder Jan Kramer-Hoffmann infrage, links lauten die ersten Alternativen Marre oder Jan-Niklas Remmert; viele weitere Verschiebungen innerhalb des Teams sind möglich. Vervollständigt wird die vom Trainer favorisierte 4:2:3:1-Taktik vom Zehner Oliver Poltier, der ja bekanntlich jede offensive Position bekleiden kann.

ANGRIFF
Przyklenk kann es sich sogar leisten, aktuell den Mann draußen zu lassen, der in den vergangenen zwei Bezirksliga-Spielzeiten 72-mal einnetzte. Sascha Pachonik fehlt aktuell ein wenig das Glück im Abschluss, daher durfte sich Kreisklassen-Neuzugang Ole Wesemann zuletzt zweimal in der Startelf beweisen und tat das mit Nachdruck und zwei Toren. Przyklenk: „Ole gibt im Training Gas, hat Zug zum Tor und eine feine Technik.“ Auch die Entwicklung von Youngster Angin Haido sollte beachtet werden. Und Jan Rieckhof, zuletzt eher in der Jokerrolle, ist ohnehin immer für eine Bude gut. Noch kein gehobenes Landesliga-Niveau kennzeichnet indes die Chancenverwertung. Spitzenteams schlagen Koldingen mit 3:0 (statt 1:0) und verlieren nicht gegen Lehrte (1:2-Heimniederlage).

AUFTRETEN
Die Brigittaner tourten bisher in allen Partien im roten Drehzahlbereich. „Die Steimbker haben sehr schnell und richtig gut umgeschaltet, waren immer gefährlich“, attestierte Koldingens Trainer Marco Greve am Sonntag. Die hohe Eigenmotivation bestätigt Ralf Przyklenk: „Manchmal ist da schon zu viel Feuer drin, dann vergessen sie auch mal, eine 1:0-Führung zu sichern und kassieren dann fast noch das 1:1.“ Auch mal auf den Ball zu treten, den Rhythmus zu wechseln – das muss die Mannschaft noch lernen.

PERSONAL
Acht Neuzugänge im Sommer haben viele neue Reizpunkte gesetzt, zumal keine „Mitläufer“ verpflichtet wurden. Keeper Degner-Thies, Schneider, Wesemann und Kai Rieckhof haben ihr Potenzial bereits nachgewiesen, Nico Schröder steigt erst 2017 nach seinem Südafrika-Trip konkret ein, Angin Haido ist fest auf dem Zettel, Jonas Haake und Stefan Drobnjak müssen sich aber angesichts der Qualität des Kaders in Geduld üben; sie sind 17 beziehungsweise 19 Jahre jung.

PROGNOSE
Nur Träumer gehen vom dauerhaften Platz drei aus, zumal sich Ramlingens konkrete Verfolgertruppe erst noch herausbilden wird. Steimbke hat bisher fast ausnahmslos gegen Teams aus der unteren Hälfte gespielt, hat zudem gegen die Topmannschaften Ramlingen (0:4) und TuS Sulingen (0:2 im Pokal) klar das Nachsehen gehabt. Die vor Saisonbeginn gestellte Prognose eines einstelligen Tabellenplatzeslatzes dürfte sich aber dennoch bestätigen.

aus: "Die Harke", Ausgabe vom 20.09.2016