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„Widerworte sind verboten“ Er wurde mit (fast) all seinen Klubs Meister: Der Versuch, das Erfolgsgeheimnis von Steimbkes Trainer Ralf Przyklenk zu entschlüsseln

Ralf Przyklenk machte als Trainer zum ersten Mal kurz nach der Jahrtausend- Wende auf sich aufmerksam. 2001 übernahm er die A-Junioren des ASC Nienburg, 2003 gelang der Aufstieg in
die Niedersachsenliga, die zweithöchste Liga. Damals im Kader: Rohdiamanten wie Jan Muschol, Sebastian Gehrke, Marian Pingel, Sven Riedel oder Christoph Knake. Zwei Jahre hielt sich das Team dort, dann verließ Przyklenk die Mußriede. Als Trainerkandidat für die Nienburger Landesliga-Mannschaft kam er nicht infrage (Spartenleiter Jürgen Käsler verlängerte mit Jürgen Kerkow), da war die Anfrage des ambitionierten Bezirksligisten Landesberger SV mehr als reizvoll. Er sagte zu, viele ASC-Talente folgten ihm, 2007 stieg der LSV in die Bezirksoberliga auf und hatte dabei auch den ASC überholt.

Der Erfolg blieb dem B-Li-zenz-Inhaber bis heute treu: Mit der U19 des SC Langenhagen schrammte er 2009 nur hauchdünn am Aufstieg in die Bundesliga der A-Junioren vorbei, mit dem STK Eilvese wurde er dann als gleichberechtigter Partner von Jürgen Wagner gleich zweimal nacheinander Bezirksliga-Meister; beim ersten Anlauf durfte das Team mangels der nötigen Jugend- mannschaft nicht aufsteigen. Nun in Steimbke benötigte Przyklenk – als Nachfolger der Trainer-Ikone Volker Datan – drei Spielzeiten, um Titel Nummer fünf einzufahren. Pardon, Nummer sieben: Zwei Jugend- Bezirkspokalsiege mit Langenhagen und dem ASC vervoll- ständigen die Bilanz. Was ist das Geheimnis hinter dieser durch- gängigen Erfolgsbilanz?

Ralf, da stehen einige Erfolge in der Vita. Welcher war der schönste?

Alle Aufstiege waren schön. Mit der ASC-Jugend, das war schon eine gute Sache, weil es die Niedersachsenliga ja im Kreisgebiet vorher noch nie gab. Eine richtig willige Mannschaft. Aber auch jetzt in Steimbke hat die Truppe sensationell mitgezogen, war sehr ehrgeizig. Wobei man nicht vergessen darf: Hier bezahlt man Bier und Wurst selbst. Da haben andere Klubs andere Möglichkeiten.

Was benötigt man an Grundvoraussetzungen, um mit einem Team Erfolg zu haben – außer einem qualfizierten Trainer?

Eine Mannschaft muss zunächst willig sein und muss Lust auf Training haben. Ich lege bei meinen Mannschaften immer viel Wert auf Disziplin – auf und neben dem Platz. Alles andere kommt dann fast von allein. Und der Spaß muss immer im Vordergrund stehen.

Hatten Sie bei allen Ihren Mannschaften diese Qualitäten im Vorfeld stets gesehen – oder war da auch mal ein Schuss ins Blaue dabei?

Nein, das war nicht immer gleich zu erkennen. Aber jeder Trainer hat seine Philosophie, die verinnerlicht werden muss. Im ersten Jahr bin ich meist um Platz fünf gelandet, aber im zweiten oder dritten folgte dann der Aufstieg. Spätestens dann haben die Spieler gemerkt, worauf ich Wert lege.

Wann sind Sie streng und wann lassen Sie die Leine locker?

Streng bin ich während des Trainings und im Spiel.

Konkreter bitte.

Was gar nicht geht, sind Widerworte. Kommentare mir oder anderen Spielern gegenüber. Und Unpünktlichkeit. Das geht nicht.

Was passiert bei Widerspruch?

Die Spieler wissen, dass das verboten ist. Aber ich gebe ihnen die Gelegenheit, nach dem Training darüber zu reden. Wer es dann immer noch nicht begreift, darf duschen gehen.

Wie selbstkritisch sind Sie? Machen Sie Fehler?

Man muss sich immer wieder infrage stellen. Wir sind alle Menschen, und ich habe mich bei manchen Aufstellungen durchaus geirrt. Ich hinterfrage mich nach jedem Training und jedem Spiel: Was war gut, was hätte man anders machen können?

Wie schwer ist es denn, die Nummer 12 bis Nummer 16 bei Laune zu halten?

Immer schwer. Ich rede viel mit den Spielern, rede mit den Leuten nach dem Spiel oder rufe sie auch schon mal zuhause an und erkläre meine Beweggründe. Ich bin da sehr offen. Und ich hasse es, wenn hinter dem Rücken geredet wird. Das kann man allerdings im Mannschaftssport nicht ganz abstellen. Die Sprache ist das A und O. Da kann man auch mal einen Spruch mit reinhauen.

Haben Sie sich als Trainer über die Jahre verändert?

Schwer zu sagen. Ich war ja immer ein wenig der Jürgen Klopp an der Seitenlinie. Früher durfte man mich nach Niederlagen gar nicht ansprechen, heute bin ich etwas ruhiger geworden, auch an der Linie.

Was haben Sie noch für Ziele? Ist Halbprofitum in der Oberliga oder Regionalliga noch eine Motivation?

Das muss natürlich mit Beruf und Familie passen. Als Oberli- ga-Trainer fährst du natürlich bis nach Jeddeloh und bist erst nachts zuhause. Da ist die Landesliga durchaus reizvoll. Aber sollte einmal ein solches Angebot kommen, würde ich natürlich überlegen.

Wer ist der beste Spieler, mit dem Sie je zusammengearbeitet haben – in der Kombination Spieler/Charakter?

Oh, da gibt es viele. Gemeine Frage. Sebastian Gehrke, damals Verteidiger beim ASC und in Landesbergen. Das war der einzige Spieler in meiner gesamten Laufbahn, der von mir nie eine Ansage oder eine Strafe bekommen hat. Er hat sich immer an die Regeln gehalten, war menschlich tiptop. Und ein sehr guter Innenverteidiger.

aus: "dribbling", Ausgabe vom 29.07.2016

 

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