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Rückschlag für Steimbke: Poltier weg

Der SV BE Steimbke muss sich neu sortieren, schließlich schlug die Nachricht vom Abschied Oliver Poltiers in dieser Woche wie ein Erdbeben ein. Der 26-jährige Spielgestalter steht dem ambitionierten Fußball-Bezirksligisten im August sowie ab Ende September für fast neun Monate nicht zur Verfügung und fehlt somit nahezu die gesamte Saison. Ihn zieht es wegen seines Studiums nach Wales: Im Gegensatz zu Deutschland wird ihm dort seine zweijährige Fortbildung an der Technikerschule anerkannt, sodass er die Studiendauer von sechs auf zwei Semester reduzieren kann. Ein Rückschlag für Coach Ralf Przyklenk und sein Team mitten in der Vorbereitung.

Der SV BE Steimbke eilt in der Vorbereitung von Sieg zu Sieg, gewann mit 7:5 gegen den FC Stadthagen, 6:1 gegen den TSV Mühlenfeld, 8:2 gegen den SC Haßbergen und 5:1 gegen den TSV Godshorn. Es läuft beim Fußball-Bezirksligisten, der nach der Vizemeisterschaft den verpassten Aufstieg in der neuen Saison nachholen möchte und dementsprechend personell aufgerüstet hat. Und ausgerechnet jetzt verlässt mit Oliver Poltier das Herzstück die Mannschaft. Der 26-Jährige verabschiedet sich von Ende September bis zum Mai nächsten Jahres für zwei Auslandssemester nach Wales. „Das stimmt“, bestätigte er gestern im Harke-Telefonat die überraschende Nachricht.

Dass es ihn auf die Insel führen könnte, das wusste Poltier schon länger. Allerdings hing er seine Pläne nie an die große Glocke. Tatsächlich beworben hat er sich erst in der vergangenen Woche. Nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker und der ersten Berufserfahrung hatte der Nienburger gekündigt und im Oktober 2013 eine zweijährige Fortbildung zum Techniker angeschlossen. Diese möchte er nun veredeln und strebt in der walisische Universitätsstadt Wrexham seinen Bachelor of Engineering an: „Für mich ist das eine einmalige Chance. Dort wird mir die Zeit von der Technikerschule in Hannover voll auf das Studium anerkannt. In Deutschland hätte ich für diesen Abschluss nochmals dreieinhalb Jahre benötigt.“

Begleitet wird Poltier von drei Mitschülern der Technikerschule, darunter ist auch sein Kumpel und früherer Mitspieler aus Langendammer Zeiten Ryan Powney. Sie hatten von früheren Absolventen der Uni in Wrexham von der Möglichkeit gehört, dort im fünften Semester einsteigen zu können.

Los geht es mit dem ersten Flug nach Wales bereits am 2. August, wenn Poltier als Vorbereitung für vier Wochen die Summer School der Glyndŵr University besucht und vor Ort auf Wohnungssuche gehen will. Danach steht der Regisseur dem SV BE in den ersten September- Wochen nochmals für ein paar Partien zur Verfügung. Bis zum Studiumsende im Mai 2016 werden nur wenige Wochenenden in Deutschland folgen.

Mit der Zusage der Universität ändert sich Poltiers Leben schlagartig. „Es ist ja nur für ein Jahr“, sagt der 26-Jährige. Leicht fällt ihm der Abschied von seinem Team allerdings nicht, wenngleich er den angestrebten Aufstieg nicht von seiner Person abhängig machen möchte: „Wir sind im zentralen Mittelfeld ja nicht gerade schlecht aufgestellt.“ Das sieht sein Trainer Ralf Przyklenk ähnlich, der aber gleich als erste Reaktion auf den personellen Rückschlag betont: „Einen wie Olli zu ersetzen, das ist schwierig, fast unmöglich.“ Nachdem sein Spielgestalter in der vergangenen Spielzeit wegen eines Innenbandabrisses lange Zeit ausfiel und wegen anhaltender Kniebeschwerden kaum schmerzfrei auflief, sollte nun „um ihn eine schlagkräftige Riege aufgestellt werden“.
Wenn der SV BE beim bisherigen System bleibt, könnte die Rolle von Ümit Tavan, Patrick Pachonik, Marcel Wind oder Zugang Thorben Neugebauer übernommen werden, der bislang einen hervorragenden Eindruck hinterließ. Der 21-Jährige kam vom klassentieferen Kreisligisten SV Germania Helstorf. „Wenn man bedenkt, dass er vor zwei Jahren noch als Torwart gespielt hat, ist seine Entwicklung enorm. Thorben ist technisch stark, er kann den tödlichen Pass spielen und bringt dazu noch Torgefahr mit“, lobt Przyklenk, der sich ebenfalls vorstellen könnte, die Rolle des Zehners nicht zu besetzen und stattdessen zum Beispiel auf ein 4-4-2 zu setzen: „So oder so: Wir werden zu hundert Prozent eine Lösung finden.“

aus: "Die Harke", Ausgabe vom 22.07.2015