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„Die Jungs sind noch lange nicht am Limit“ - Fußball-Bezirksliga: Steimbkes Trainer Ralf Przyklenk blickt trotz der verlorenen Aufstiegsrelegation positiv in die Zukunft

Vorbei der Traum von der Fußball-Landesliga. Hängende Köpfe und Niedergeschlagenheit nach 120 Minuten Kampf und der Elfmeterlotterie in Heeßel. Der SV BE Steimbke verlor das erste Entscheidungsspiel gegen den Mühlenberger SV mit 2:5 nach Elfmeterschießen und ist damit aus der Relegation ausgeschieden – die Krönung einer sehr guten Bezirksliga-Saison mit vielen Personalsorgen blieb Oliver Poltier & Co. somit verwehrt.

Einen Tag nach dem bitteren Aus war SV BE-Trainer Ralf Przyklenk schon wieder gefasst und stellte das Positive dieser kräftezehrenden Saison heraus: „Trotz der dünnen Personaldecke und etlichen schwerwiegenden Verletzungen haben wir die Meisterschaft bis zum Ende spannend gemacht – ich bin zufrieden mit dem Erreichten. Im Elfmeterschießen zu verlieren, ist natürlich extrem ärgerlich. Ich mache aber niemandem einen Vorwurf, wir haben alles gegeben, am Ende war es einfach Pech.“

In der Tat lag der Coach damit richtig. Die junge Steimbker Mannschaft fand nach einer anfänglichen Nervosität gut ins Spiel, ging in der zweiten Hälfte durch Marcel Wind mit 1:0 in Führung und hatte das Spiel eigentlich im Griff. Przyklenk schwante aber zehn Minuten vor dem Ende Böses: „Ein kleiner Fehler und wir kassieren hier noch einen.“ Er sollte Recht behalten. Steimbke bekam den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Torben Brauer hinderte MSV-Akteur Benjamin Wegner nicht entschlossen genug am Flanken, und da war es passiert – 1:1 (83.). Wegners verunglückte Hereingabe senkte sich unhaltbar ins lange Eck des Steimbker Tores. In der Verlängerung passierte nicht mehr viel, und im Elfmeterschießen versagten bei Poltier und Patrick Pachonik die Nerven – das Aus.

Przyklenk: „Klar war Nervosität zu spüren. Meinen Jungs fehlt die Erfahrung. In entscheidenden Phasen muss man auch mal das Tempo rausnehmen, cleverer sein. Der Gegner hat das gut gemacht. Uns fehlt in solchen Momenten ein echter Leader. So jemanden kann man sich aber nicht backen und ist im Kreis Nienburg auch schwer zu finden.“ Zudem fehlte Teilen der Steimbker Mannschaft auch die nötige Fitness aufgrund von Verletzungen. Ümit Tavan ging mit Schulterproblemen in die Partie, hätte vielleicht lieber draußen bleiben sollen, Spielmacher Poltier kämpfte immer noch mit Knieproblemen, fiel während der Saison vier Monate komplett aus und trainierte teilweise nur dosiert, der eingewechselte Tim Tatzko war nach knapp einem halben Jahr Pause aufgrund von Knieproblemen samt Operation erst seit drei Wochen zurück im Training. Przyklenk: „Die Liste der Ausfälle zieht sich durch die gesamte Saison. Martin Finze und ich hatten selten die gleiche Mannschaft zur Verfügung, immer fiel jemand aus – verletzungsbedingt oder privat verhindert.“

Wind fehlte die Hälfte der Hinrunde mit einem Bänderriss, die gleiche Verletzung ereilte den 22-Jährigen jetzt in der 118. Minute wahrscheinlich auch gegen den Mühlenberger SV. Mittelfeldroutinie und Stütze Hendrik Pietsch ging im Winter berufsbedingt nach Österreich, auch Linksverteidiger Dennis Pissor fiel aufgrund einer Knieverletzung die gesamte Rückrunde aus.

Aus diesem Grund verpflichtete Steimbke zuletzt mit Jan Dase (TSV Mühlenfeld), Jan Kramer-Hoffmann (TuS Drakenburg), Jan Rieckhof (TuS Sulingen), Thorben Neugebauer (SV Germania Helstorf ) und Marven Feist (SV Husum) gleich fünf neue Spieler mit Stammplatz-Ansprüchen. Valentin Wanner rückt als zweiter Keeper aus der Zweitvertretung auf. Demgegenüber stehen die Abgänge Jan-Gerrit Fischhöfer (TSV Mühlenfeld), Tobias Pissor (TSV Eystrup) und Tim Tatzko (Fußball-Pause). Für Przyklenk sind die Neuzugänge jedoch kein Grund, zum Angriff zu blasen. „Ich bin davon überzeugt, dass es nächste Saison deutlich schwerer wird, oben mitzuspielen. Einige Teams haben sich extrem gut verstärkt, der SC Uchte kommt runter – ich rechne mit sieben Teams die oben angreifen wollen.“

Traurig findet der Coach, dass es in der nächsten Saison keinen Landesligisten aus dem Kreis Nienburg gibt. „Andere Kreise machen es vor und gründen Jugendfördervereine. Beim Handball macht das die HSG Nienburg vor, nur so könnte man hier auch mal wieder dauerhaft einen Landesligisten etablieren, da den einzelnen Vereinen einfach der Unterbau fehlt. Genügend gute Fußballer gibt es im Kreis, sie spielen nur verstreut über alle Vereine.“ Während des Relegationsspiels am Dienstag auf der Anlage des Heeßeler SV konnte man so ein Jugendtraining zum Beispiel bestaunen. Gut 30 Jugendliche tummelten sich in der Obhut von drei ausgebildeten Trainern auf dem Trainingsplatz nebenan.

Przyklenk abschließend: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft und das Erreichte. Ich arbeite jetzt seit zwei Jahren mit den Jungs, sie haben sich permanent entwickelt und sind noch lange nicht am Limit. Diese Relegation ist eine Erfahrung mehr, zwar eine schmerzhafte, aber sie werden daraus lernen.“

aus: "Die Harke", Ausgabe vom 05.06.2015