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Spiel berauschend, Ergebnis nüchtern - Fußball-Landesliga: Steimbke und der OSV Hannover liefern sich einen Klasse-Fight, den beide gewinnen können

Das nackte 1:1 (0:0) klang weder sonderlich spektakulär noch erfüllte es die Absicht, die bisher überschaubare Heimbilanz etwas aufzuhübschen. Und doch hatte dieses Remis des SV BE Steimbke gegen den Rangvierten OSV Hannover die Kraft, als weiterer Entwicklungsschritt gedeutet zu werden. Es war zudem der erneute Beleg des riesigen Erfolgshungers, den das Team auszeichnet.

Reichlich Applaus gab es am Ende von den rund 250 Zuschauern für alle 22 Beteiligten, die auf dem Kunstrasenplatz 93 Minuten konstant hohes Tempo und höchst ansehnliche Spielkultur boten. Gewinnen konnten das Spiel gemessen an den besseren Torchancen übrigens beide, insofern konnten sowohl Steimbkes Coach Ralf Przyklenk als auch sein Kollege Wilfried Bergmann mit dem Punkt leben.

Beide Teams konnten je eine Halbzeit für sich verbuchen. Der OSV erzwang über Ballsicherheit und technisches Know-how ein Übergewicht im ersten Durchgang. Zur Pause drehte Przyklenk dann minimal an der taktischen Schraube, tauschte einen Sechser (Mirko Theiss rückte zurück in die Abwehr) gegen einen Neuner (Ole Wesemann). Das Ergebnis war sofort sichtbar: Die bis dahin offensiv blassen Steimbker zwangen den Gegner in den Rückwärtsgang, zeigten ein druckvolles Flügelspiel. Doch ausgerechnet in dieser Phase frischen Mutes kassierten die Platzherren das 0:1 durch Bernard Baruti (64.).

Steimbke schüttelte sich nur kurz, der spielfreudige Dennis Pissor glich zwei Minuten später aus. Vertane Top-Chancen durch Marcel Wind (55., 76.) und erneut Pissor (71.) hätten sich daher fast doppelt gerächt, weil der OSV – wiederum aus heiterem Himmel – die Chance zum Siegtreffer per Elfmeter serviert bekam. Christopher Marre hatte den Ball im Strafraum leicht mit dem Arm touchiert, doch Ferhat Bikmaz scheiterte mit seinem Wackel-Schuss an SV BE-Keeper Sebastian Schwarzenberg (83.). Womit wir bei den Protagonisten der Partie wären.

Hanovers Kapitän Ferhat Bikmaz (28) gewann 2005 mit der türkischen U17-Nationalmannschaft den Europameistertitel und wurde laut transfermarkt.de vor vier Jahren noch mit einem Marktwert von 200 000 Euro gelistet. Der Zehner ließ sein außerordentliches Talent zwar immer wieder aufblitzen, doch vor allem Steimbkes Kampfdrohne Sönke Bremermann nahm dem Deutsch-Türken mit seiner unnachgiebigen Zweikampfführung viel Wirkung.

Noch mehr Aufmerksamkeit zog Steimbkes Keeper Schwarzenberg auf sich, der seine glänzende Form in mindestens drei Szenen bestätigte. Zweimal parierte er in 1:1-Situationen gegen Ertan Ametovski (35., 43.) und schlussendlich parierte er den Elfer gegen Bikmaz und trug somit 80 Prozent zum Remis-Punkt bei.

„Nach dem 1:0 laden wir den Gegner schnell zum 1:1 ein und dann war Steimbke natürlich angezündet“, bilanzierte OSV-Trainer Bergmann. „Aber das Spiel hatte alles, was der Fußball braucht: Tolles Wetter, klasse Platz-Bedingungen und mitgehende Zuschauer. Ich habe zwar nach dem Elfer eine Träne im Knopfloch, kann mit dem Punkt aber leben. Steimbke ist ein ambitionierter Aufsteiger – eine gute Mannschaft.“ Kollege Przyklenk hörte das Kompliment gern und widersprach nicht: „Zuerst haben wir zu großen Respekt gehabt, dann aber mehr Druck ausgeübt. Ich bin zufrieden.“

Wie sehr die Steimbker auf das Erfolgserlebnis drängten, dokumentierte schließlich auch die Form der Zweikampfführung: Während die Platzherren jedes Duell mit Inbrunst angingen und im Falle des Falles auch die Grätsche suchten, gingen die Gäste vom OSV auf dem Kunststoff-Untergrund eher widerwillig und gefühlt nur zweimal in den Bodenkampf.

SV BE Steimbke: Schwarzenberg – Marre, Dase, Schneider (46. Wesemann), P. Pachonik – Theiss, Bremermann – Pissor, Neugebauer (86. Wulf), Wind – Haido (86. K. Rieckhof).

Torfolge: 0:1 (64.) Bernard Baruti; 1:1 (66.) Dennis Pissor.

Verschossener Handelfmeter: Ferhat Bikmaz scheitert an Sebastian Schwarzenberg.

Auffälligste Steimbker: Sebastian Schwarzenberg, Dennis Pissor, Sönke Bremermann.

aus: "Die Harke", Ausgabe vom 28.11.2016